Eingangs Haus

"Shhhh", machte sie beruhigend und nahm ein Tuch vom nebenstehenden Nachttisch, um das Blut wegzuwischen.
"Keine Sorge.... ich lass dich nicht allein. Ich pass schon auf mich auf, ich lass dich doch nicht allein und renn diesem Drecksweib hinterher. Dem Stück saß wohl die Unterwäsche zu eng, darauf lass ich mich nicht ein, versprochen... versprochen hörst du?..."
Sie wusste wirklich nicht mehr, was sie nun von diesem Kerl halten sollte. Vorgestern war er in ihr Leben getreten und hatte es vollkommen auf den Kopf gestellt. Hatte sie nach so vielen Versuchen endlich einmal Glück? Es musste wenn dann gewaltiges Glück sein, welches ihm den Tollpatsch hier vorgesetzt hatte. Aber irgendwie ein süßer Tollpatsch, so seltsam die Vorstellung auch war. Nein, den würde sie jetzt nicht so einfach allein lassen. Gleich nachdem er genesen war, das hatte sie sich inzwischen vorgenommen, würde sie ihn mit zu sich nach Hause nehmen und dafür sorgen, dass er endlich ein Zuhause bekam. Jeder hatte das verdient, egal wie verdreckt, bösartig oder anmaßend ein Mensch sein konnte. Jeder brauchte ein Dach über dem Kopf, einen Ort, an dem man sich wohlfühlen und sich entspannen konnte. Einen Ort, der einem das Gefühl gab, zuhause zu sein. Der absurde Einfall, der ihr bereits vor kurzem gekommen war, wurde langsam immer deutlicher. Sollte sie ihn fragen, ob er für die Dauer der Wohnungssuche bei ihr leben wollte? Immerhin, er schien sich benehmen zu können, auch wenn er zwei linke Füße und dreimal nach links gedrehte Hände hatte. Irgendwie würde er sich schon nützlich machen, falls ihre Mutter zum Frühjahrsputz anheuerte. Die Zeit war eben gekommen, also würde man ihren Großvater eher hinter verschlossenen Türen im Tempelbereich des kleinen Anwesens finden. Und das immer zwischen den Mahlzeiten.
"Hihi.... das wäre sicher was Besonderes", lächelte Shio sanft und strich ihm eine kurze Strähne aus dem Gesicht. Seine Atmung beruhigte sich allmählich, das Schlimmste war offenbar überstanden.

"Danke..." sagte er leise und sah sie an, als sie nachdachte. //Sie ist wirklich schön... Was denke ich denn jetzt da? Erst werde ich von meiner Exfreundin fast getötet und nun seh ich Shio so an, als wolle ich sie wahrscheinlich gleich anspringen... Aber es stimmt schon, sie ist schön// als er merkte, dass sie hersah, schloss er schnell wieder seine Augen und spürte ihre sanfte Berührung, wie sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht strich. Langsam öffnete er die Augen und sah sie nun unverholen an und das voller Dankbarkeit.
//Sie lässt mich nicht allein.... Sie bleibt bei mir.... dass ist fast zu schön um wahr zu sein.// Eine einzelne Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und er blinzelte sie schnell weg, damit sie es nicht sehen konnte. //Vielleicht habe ich nun endlich einmal Glück? Nach all dem Pech was mich seit einiger zeit verfolgt?// Er sah sie wieder lange an und in seinem Blick lagen viele verschiedene Gefühle: Wertschätzung, Dankbarkeit, ein wenig Verwirrung und zu seiner eigenen Überraschung auch ein wenig Zärtlichkeit. Ketsumo wusste nicht wieso er sie auf einmal so angesehen hatte, doch er schloss sofort wieder die augen und drückte stattdessen die Hand sanft und streichelte ein wenig ihre Finger, um sich abzulenken und um bald wieder einzuschlafen um zu genesen. "Nicht.... deinen.....Sonnenuntergang vergessen.....falls ich einschlafen..... sollte.....selbst....wenn ich.....nicht mehr aufwache....." Er wusste, dass Tarmina eine Meisterin der Gifte war und er zweifelte nicht daran, dass sie ihm irgendein Gift injeziert hatte, welches erst nach einiger Zeit sich bemerkbar machen würde. So war sie.... sie tötete ihre Opfer immer langsam und qualvoll.

Shio legte Ketsumo einen Finger auf die Lippen und gab wieder das Geräusch von sich, was selbst einen tobenden Bären zum Schweigen gebracht hätte.
"Ich werde ihn ganz bestimmt nicht vergessen, versprochen. Aber du ruhst dich jetzt aus und lässt deine Lippen geschlossen, sonst friere ich sie dir Stück für Stück zu, oder willst du das?", lächelte sie und sah hinüber zum Fenster. Es war noch genug Zeit bis die Sonne sich vom Mond ablösen ließ.
"Mein Großvater hat mir einmal ein Märchen erzählt. Es ging dort um einen Adler, der sich in einem Gestrüpp verfangen hatte und von einer Katze befreit wurde. Es war eine einfache Geschichte, ohne viel Ausschmückungen und Dramatik, doch sie liebte diese Erzählung, da man sie ändern konnte, wie man wollte. So entstanden völlig neue Märchen mit immer neuen Enden, sodass es nie langweilig wurde, zuzuhören." Als sie geendet hatte, sah sie ihn fröhlich an.
"Sehr gut, du kannst ihn ja dann mit mir anschauen, wenn du willst. Hmm... nein, ich hab mich entschieden, du wirst ihn dir mit mir ansehen und keine Widerrede, ja?"

Ketsumo verstummte sofort als ihr Finger auf seinen Lippen lag. Er unterdrückte es genieserisch die Augen zu schließen. //Verdammt! Reiß dich gefälligst zusammen nur weil dich jetzte endlich jemand als Mensch ansieht und nur weil es zufälligerweise ein hübsches Mädchen in deinem Alter ist heist es noch lange nciht, dass du dir jetzt alles mit deinen Fehlern wieder kaputt machen sollst!//
Shio´s Worte hallten in seinem Kopf wieder, doch er kannte diese Geschichte nicht. Als sie geendet hatte, nickte er ergeben. Er hätte wahrscheinlich sowieso mitgemacht, ob sie ihn nun darum gebeten hätte oder nicht. "W...würdest du....mir....die geschichte....erzählen?" fragend sah er zu ihr hoch und ein leichtes Lächeln brachte er wieder zustande, mit dem er überdecken wollte, dass er sich gerade krampfhaft zurückhielt um nicht wieder zu husten und sich dann vor schmerzen zu krümmen.

Shio nickte nur und begann lächelnd:"Es ist eine sehr einfache Geschichte, damit sie kleine Kinder wie ich damals auch wirklich verstanden. Es ging um einen Adler, der seine Kreise über die unendlichen Weiten der Aschewüste zog. Er jagte immer alleine und duldete keine anderen Lebewesen außer seiner Beute in seinem Revier. Irgendwann war er einmal einer Maus auf der Spur und verfolgte sie, den Sieg und eine köstliche Mahlzeit im Blick. Doch die Maus war schlauer als er und lockte ihn in eine tiefe Schlucht, wo er schließlich versehentlich in einem Gestrüpp hängen blieb. Er hatte keine Freunde, die ihm helfen konnten, also fand er sich mit seinem Schicksal ab und sah nurmehr der alten Beute hinterher, die sich über ihn lustig machte und stolz darauf war, ihn selbst zur Strecke gebracht zu haben. Doch der Adler erhielt Hilfe. Eine streunende Katze kam heran, verjagte die Maus und befreite den stolzen, einsamen Adler aus der natürlichen Falle, worauf dieser ihm in ewiger Dankbarkeit Freundschaft und Treue schwor. Darauf konnte man immer zwei Jäger am Horizont betrachten. Oben schwebte er, der gesundete und wieder stolz kreischende Adler und eine am Boden lautlose und flinke Jägerin, die Katze."
Sie atmetete aus und seufzte.
"Hmm... tja, das ist sie. Wie gesagt, sie ist für kleine Kinder, um die Wichtigkeit von Zusammenhalt und Freundschaft zu demonstrieren. Die Frage ist.... ob sich der Adler in dieser Geschichte helfen lassen will... die Katze sitzt in der Nähe und wartet, um die Maus zu verjagen", fügte sie hinzu und lächelte geheimnisvoll. Es bedurfte nicht viel Vorstellungskraft um zu erahnen, wer hier welche Rolle spielte.

Gespannt lauschte der Junge der geschichte, die Shio ihm erzählte. Vor seinem geistigen Auge, nahmen die Tiere Gestalt an. Als sie fertig war und ihren Kommentar darauf folgen lies, wusste er worauf sie hinauswollte. "Glaub mir.... der Adler hat schon....lange kein glänzendes....Gefieder mehr....geschweige denn ist er.....ein anständiger Jäger..... er ist ein verlauster..... von der Mauser befallener Vogel.... welcher nicht wirklich noch.....ein Krieger ist..... gerne würde er die Hilfe.....der Katze annehmen..." er öffnete wieder seine Augen und sah sie nun traurig an. "..aber er möchte nich......dass die anmutige Raubkatze..... mit ihrem seidengleichen Fell..... sich für ihn....opfert...... er möchte.....nicht..... dass solch ein wunderbares Leben...... nur wegen ihm geopfert wird.....am Ende würde.....die schlange doch....siegen und beide.....besiegen..... ihr Gift ist tödlich und.......die Krallen des Adlers.... können nicht viel anrichten..... schon lange nicht....mehr..." er schloss wieder die Augen und krampfte sich zusammen. "Argh!" Er krampfte seine Hände zu Fäusten zusammen und merkte erst jetzt, dass er ihre Hand noch hatte. Schnell lies er sie los und krallte sich ins Bett laken. Seine Brust brannte wie Feuer und seine Lungen schmerzten. "Ahhhhhhhhhhhhhhh!" er schrie vor schmerzen auf und aus all seinen Poren kam auf einmal schwarzer Schweiß. Er wand sich im Bett und schrie vor schmerzen auf, während immer mehr dieser schwarzen Flüssigkeit aus ihm herauskam. Dann war es von der einen auf die andere Sekunde vorbei. Kurz sah er noch Shio vor sich und er schaffte es noch mit seinen Lippen die worte: "Tus nicht!" zu formen, ehe er kraftlos und mit schwarzem Schweiß bedeckt liegen blieb und seine Brust sich rasend schnell auf und ab senkte.

Shio blieb ruhig. Sie hatte keine Wahl, ihr Großvater hatte ihr gelehrt, Ruhe zu bewahren. Sie ahnte, dass dieses Gift mehr als nur eine kleine Foltereinlage war und dass die Chancen noch geringer standen, es alleine zu besiegen. Doch so tatenlos konnte die Magierin nicht zusehen und versuchte es schließlich, sein Leiden zumindest etwas zu senken. Ungeachtet seiner Krämpfe drückte sie beide Hände auf seinen Bauch, schloss die Augen und konzentrierte sich. Ihre magischen Augen glitten durch seinen Leib, suchten die flimmernden Teilchen, die nicht in seinen Körper gehörten. Und er fand sie schließlich, tief sitzend und unzählig wie frische Blütenpollen im Wald. Doch die, wo sich noch nicht ins Fleisch gesetzt hatten, konnte sie herausziehen. Also lenkte sie mit aller Feinfühligkeit und Anstrengung zugleich die losen Giftmoleküle an eine Stelle und zog sie dann langsam heraus. Sie versuchte dabei, so wenig von seiner Haut wie möglich zu berühren, wofür sie eben das Gift zerkleinern musste, bis es durch die Poren passte. Endlich hatte sie es geschafft und fast schmerzfrei einen faustgroßen schwarzen Wasserball in der Hand, den sie achtlos aus dem Fenster feuerte. Anschließend nahm sie ein Handtuch und begann, den schweißnassen und verdreckten Körper zu reinigen. Nach einigen Minuten der Nervenaufreiberei löste sich der Krampf des Vergifteten und Shio atmete erleichtert aus.
"So, das wäre überstanden... das Gift ist tückisch, es sitzt tief und setzt sich in verschiedenen Stößen frei. Meine Mutter ist Krankenschwester, vielleicht kann sie dir ja helfen...", tröstete sie ihn und erinnerte sich daran, was Ketsumo gesagt hatte.
"Naja... dann wird es Zeit, dem Adler wieder die richtigen Federn zu verpassen und Schnabel und Krallen wieder zu schärfen und zum Glänzen zu bringen, hm? Die Katze scheut sich nicht, ihr Fell dreckig zu machen. Das wird sie auch nicht, da sie einen Verwandten hat, der noch den ungeschliffensten Diamanten zum Funkeln gebracht hat. Für dich: Du wirst dich ein wenig mit meinem Großvater unterhalten und der wird dich dann auf VorderMANN bringen. Kein Wenn und aber, ich sage das als Frau dieser Gruppe!", fügte sie grinsend hinzu und strich ihm über die Schulter.
"So... diese Giftanfälle kann ich noch versorgen, auch wenn es sehr anstrengend ist. Sah so aus, als ob es das fürs Erste war, du hast jetzt also etwas Zeit, um auszuruhen."

Ketsumo merkte wie zwei weiche und warme Hände sich auf seinen Bauch legen. Normalerweise hätte er sich komisch und angetan zugleich gefühlt, doch in diesem Moment lösten ihre Berührungen nur neue Schmerzen in ihm aus, weswegen er sich solange auf die Lippe biss, dass diese, als Shio aufgehört hatte, bereits blutete.
Er hörte nur halb was sie sagte und schaffte es nach einiger Anstrengung dann sogar ein auge zu öffnen. "Hab....dir .... gewarnt.....schlange...." er holte ein paar Sekunden tief und rasselnd Luft, ehe er fortfuhr "Bleib.... gerne....bei dir...... meine...raubkatze..." damit lächelte er ziemlich schüchtern und geschwächt und schaffte es, sie zu berühren, als er merkte, dass es wahrscheinlich ihre Hüfte war, hätte er normalerweise seine Hand sofort weggezogen, doch in diesem Moment brauchte er einfach jemanden, an den er sich klammern konnte um am Leben zu bleiben. "wenn.... du.....nicht.....mehr kannst.... lass.....es einfach..... dann hat... der adler.....seinen letzten Flug in.....angriff genommen...."

Shio sah keine andere Möglichkeit mehr. Sie gab ihm eine Ohrfeige und legte sofort die Hand auf die gerötete Stelle. Es tat ihr nur noch Leid. Der Moment, in dem sie ihn geschlagen hatte, zeigte ihr ein Empfinden, als hätte sie sich selbst geohrfeigt. Eine einsame Träne kullerte aus ihrem Augenwinkel und tropfte schließlich auf die heile Wange.
"Wenn.....WENN....ich das noch einmal höre... dann war das wirklich dein letzter Flug! Dann befördere ich dich eigenhändig in die Umlaufbahn und sorge dafür, dass du von da oben nie mehr runterkommst! Beweis mir, dass du nicht auch so ein Arschloch bist wie die anderen Kerle, denen ich mein Herz schenken wollte! Sie alle haben mich enttäuscht, wollten von meinen Gefühlen nichts wissen! Und sie ließen mich einfach im Stich! Willst du, dass diese Schlampe von sich behaupten kann, sie habe dich endgültig besiegt und mir meine letzte Hoffnung genommen, jemanden kennenzulernen, der für mich etwas ganz Besonderes werden kann!? WILLST DU DAS?! Dann drücke ich dir das Gift wieder rein, wenn du in dieser Schande sterben willst, auch so ein Idiot gewesen zu sein, der mir nichts als Schmerzen beigebracht hat! Also sei ein Mann, breite deine Flügel aus und komm wieder zurück! Ich bringe es dir bei, Opa bringt es dir bei wie du wirklich fliegen kannst, also mach keine Bruchlandung bevor du überhaupt abgehoben bist! Kämpfe!!!", schrie sie nun und Xerdes fragte sich, was für ein Teufelsweib sich Ketsumo da in sein Haus geholt hatte.
"Bitte....lass mich nicht allein", schluchzte Shio nun und legte ihren Kopf auf die unverletzte Stelle seiner Brust, also direkt unter sein Kinn.
"Ich will nicht schon wieder Recht gehabt haben... bitte nicht schon wieder..."

Ein jäher Schmerz lies ihn kurz aufjaulen, doch als eine Hand sich sofort snaft darüber legte, beruhigte er sich sofort wieder und hoffte, dass nicht noch mehr schläge kamen.
Der Junge lies die Schimpfterade über sich ergehen und wusste mit jedem Wort, das sie aussprach, dass sie die wahrheit sagte. "Ich... will dich nicht...verletzen..." Auf einmal spürte er etwas nasses auf seine Wange tropfen. "Ich.... werde fliegen.... versprochen...." Dann spürte er, wie sich etwas warmes auf seine Brust legte und er wusste sofort dass es sie war. So nah war ihm bis jetzt nur eine Person gewesen, und diese hatte ihm die Wunde zugefügt, die nun seine Brust zierte. //Aber Shio ist nicht so... Sie ist der erste Mensch der mich wirklich zu mögen scheint.// ging es ihm durch den Kopf und unter Schmerzen und Krämpfen schaffte er es, seine Arme um sie zu schlingen. Zwar schmerzte nun sein ganzer Körper, aber das wollte er sich nicht nehmen lassen. "Ich werde.... nciht gegen Tarmina sterben.... oder dich enttäuschen... denn dann... darfst du gerne deine...Drohung wahr machen..." Kurz streichelte er ihr noch einmal über den Rücken, ehe er sich schwer atmend und vor schmerzen leicht zitternd wieder in seine ausgangsposition begab.
Dann beugte er seinen Kopf etwas hinunter, sodass sein Kinn nun direkt auf ihrem Kopf lag. Ihr Duft war unbeschreiblich für ihn. Zum einen konnte er die asche riechen zum anderen etwas kühles, fast wie regen und dann anscheinend soetwas wie der Duft von frischen Blumen im Sommer wenn man im Wald spazieren ging. "Niemals...."

Sie wurde umarmt. Sie wurde gestreichelt. Es war ein Gefühl, welches sie noch nie zuvor verspürt hatte. Unbekannt und doch verlockend, wohltuend und entspannend. Die Angst, die sie bis jetzt bei jedem dieser Versuche, sie zu berühren, empfunden hatte, ließ sie schweigen. Sie würde zwar nicht den Fehler machen, so etwas wie Liebe zu suchen. Niemals würde sie fündig werden. Doch Ketsumo - und das spürte sie - konnte ihr etwas zeigen, was weit mehr war als das, was sie mit einer shoppenden Freundin oder einem einfach nur guten Freund spürte. Das war etwas Tiefgründiges. Erst mit der Zeit würde sich zeigen, ob das die Definition von Liebe war, die sie sich vorstellte. Es störte sie in diesem Moment also kein bisschen, dass Ketsumo sie berührte. Im Gegenteil, er strengte sich über seine Gesundheitsgrenze an, nur um sie berühren zu dürfen.
"Das reicht mir schon. Danke....", flüsterte sie und überlegte kurz, ob sie es wieder tun sollte. Sie seufzte innerlich und hoffte, das würde ihm bei seiner Genesung helfen, also küsste sie ihn ein weiteres Mal auf die Wange.
"Aber jetzt ist Schluss, verstanden?", kam es grinsend von ihr, seine Hand hatte sie trotzdem umschlossen gehalten, als er sich wieder zurück in die Kissen gelegt hatte. Es war für sie eigentlich gerade wie Alkohol. Nahm man zu viel von ihm, wurde man süchtig. Und das würde ihre Ansichten über so etwas komplett über den Haufen werfen. Also nahm sie sich vor, ihn jetzt vorerst alleine sich heilen zu lassen, als mit solchen fragwürdigen Aktionen nachzuhelfen.
"Möchtest du etwas über meine Familie wissen? Ich meine, wenn du vorübergehend bei mir wohnst, also bis wir was für dich gefunden haben, musst du ja bei meinem Opa trainieren. Kann auch sein, dass dir meine Mutter das Kochen beibringt, weil sie das bei mir schon lange aufgegeben hat. Irgendwer muss dich ja mal ernähren, das hat sie immer zu mir gesagt, hihi...."

Er schloss die Augen und entspannte sich sichtlich, als sie ihm einen Kuss auf die Wange gegeben hatte. "Schade..." murmelte er leise aber mit einem breiten Grinsen. Er war allein schon glücklich darüber, dass sie bei ihm war, auch wenn sie ihm durch ihre ganzen Zärtlichkeiten Hoffnungen machte, die er sich selbst immer wieder zerstörte, weil er schon einmal so von Grund auf zerstört worden war und das wollte er nicht noch einmal erfahren. "warte... mal... Ich... bei... dir....wohnen?" er machte die augen auf und sah sie an. "Wie.... ich... dachte.... ich müsste.... wieder zurück.... auf die......Straße.... bist..." er musste wieder husten. "..du sicher.... dass....ich.. darf... und du... das auch willst? Und.... gerne....werde ich.... helfen.... und lernen..... aber mehr als..... Nudeln bekomm ich.... nicht wirklich hin...." ein heiseres und kratziges Lachen kam von ihm, doch bereits nach einem kleinen Stich, welcher sich sofort wieder als rasender Schmerz in seinem Körper verbreiterte, hörte er auf damit und drückte nur kurz ihre Hand.
"Ich.... werde zuhören.... und mich.... entpannen.... auch... wenn es.... jetzt..... wieder kälter ist....." sagte er grinsend wie ein kleiner Junge, welcher gerade etwas ausgefressen hat, aber wie ein kleines unschuldslämmchen dastehen möchte.

Shio lächelte und lächelte, um sich vorzubereiten, ehe sie auch schon loslegte: "Nun, über meine Familie also. Wir sind vier Bewohner, also meine Mutter, mein Großvater, meine Katze Glöckchen und ich. Und der Tempelgeist, von dem mein Opa schwört, dass er existiert. Meine Mama ist eine herzensgute Frau. Sie kocht meisterhaft und liebt es, mit mir einkaufen zu gehen, wobei sie dabei immer nach Kerlen Ausschau hält. Sie hat einen richtigen Putzfetisch und spielt gerne Tennis, also nimm dich in Acht, wenn sie etwas in der Hand hat, was man als Schläger benutzen kann! Mein Großvater ist ein Mann, bei dem Ehre und Anstand die größten Tugenden sind. Wobei in den letzten Jahren das mit dem Anstand ein wenig abgenommen hat, seit er gemerkt hat, dass ich zu einer Frau wurde. Die einen oder anderen Griffe, die er mir beibrachte, waren doch etwas fragwürdig... aber glaub mir, sie haben sich bewährt", ergänzte sie mit einem vielwissenden und schadenfrohen Grinsen. Die Erinnerung brachte ihr sadistisches Vergnügen.
"Meine Katze Glöckchen ist eigentlich sehr handzahm und lieb, allerdings kann sie Männer überhaupt nicht ausstehen. Aber wenn sie sieht, dass du ihr nichts tust und es gut meinst, wird sie dich auch bald akzeptieren. Und sie scheint sich für Judo zu interessieren. Einmal hab ich sie erwischt, wie sie mit meinem Opa meditiert hat. Und das in unserem kleinen Thermalbecken im Keller. Aber sonst... sind wir eigentlich ein recht... normaler Haushalt. Naja, es kann sein, dass man dich öfter seltsame Sachen fragt. Zum Beispiel, ob ich deiner Ansicht nach kräftig genug bin, um starke Söhne in die Welt zu setzen oder ob ich dich "aushalte". Aber so sind sie eben und meinen es nicht böse."
Shio ertappte sich nebenbei dabei, wie sie nachschaute, um festzustellen, ob ihre Taille und Hüfte von Ketsumos Blickwinkel aus irgendwie fett wirkten. Sie gab sich innerlich einen Klatscher auf den Hinterkopf.
"Ähm...willst du noch irgendwas wissen? Hihi....", das Lachen folgte, da sie merkte, wie sie plötzlich stark nervös wurde. Wieso, das wusste sie selbst nicht.

Je länger Ketsumo ihr zuhörte, desto mehr gefallen fand er daran, doch mit ihr zu ihrer Familie zu gehen und dort einige Zeit zu leben. Ein Lachen kam wieder einmal kratzg aus seiner Kehle, doch diesmal lies er es einfach geschehen und ignorierte die Schmerzen. "klingt nach einer netten.... Familie.... in die ich..... vielleicht bald kommen..... darf und..... was die Fragen betrifft..... so werde ich ....wahrheitsgemäß wahrschienlich.... immer antworten.... ich weis es nicht..... ich werde es nicht nachprüfen ohne..... ihre erlaubnis oder.... wenn sie dass..... wirklich von mir wissen wollen..... dann sollten..... sie lieber denjenigen fragen..... der ihr so nahe steht..... dass er über sowas erst..... das recht hat....zu reden.... denn ich habe es..... mit sicherheit nicht...." er grinste breit, wie ein kleiner Junge, der etwas richtig gemacht hatte.
Es stimmte alles, was er da von sich gab, er würde wahrscheinlich wirklich die letzte Antwort als häufigste hernehmen, da sie wahrscheinlich am meisten der wahrheit entsprach, doch einen kurzen Blick auf ihre Hüften konnte er sich nicht verkneifen: "Aber... wenn du es.... wissen willst.... ich denke du wärst in..... der Lage dazu..." zu was von ihren beiden Fragen, dass musste sie sich nun selbst zusammenreimen, da er sich wieder etwas schwerer atmend in seine Kissen gekuschelt hatte. "Aber... eines kann cih ihnen.... sagen... du bist stark.... nett... und einfühlsam zugleich...."

Shio lief nun nicht rot an, ihre Hautfarbe wechselte ihren Grundton in die Richtung einer reifen Tomate, als sie Ketsumos Worte verstand und sich zurechtlegte. Zu was von beidem wäre sie in der Lage? Kinder zur Welt zu bringen oder .... auszuhalten!? Wieder ertappte sie sich dabei, erst sich anzuschauen. Und diesmal glitt ihr Blick wie beiläufig zu Ketsumo und für eine irrwitzige Sekunde lang überlegte sie, ob sie ihn wirklich aushalten würde. Wäre es möglich gewesen, nun wäre Dampf aus ihren Ohren geschossen und sie hätte ein heiseres Quietschen von sich gegeben, was man meilenweit gehört hätte. Er hatte sich ausgemalt, wie es wäre, auf ihr zu liegen!? Ihr Kopf ähnelte nun einer durchgedrehten Rolle, wo man die Nummern für das Lottospiel ausloste. Kein Gedanke passte mehr zum Nächsten, was Ketsumo als einen leicht abwesenden, aber aufgerissenen Blick sehen konnte; dieser sah offenbar Dinge, die dem jungen Mann verwehrt blieben. Aber als er dann etwas von stark, nett und einfühlsam sagte, beruhigte sie sich wieder. Endlich von diesem undurchsichtigen Thema ablenken.
"I-ich....d-danke", stotterte Shio und strich sich wie beiläufig eine Strähne aus dem Gesicht. Ihr ging es wieder blendend, was man von dem immer noch stockend redenden Ketsumo nicht behaupten konnte.
"Du bist wirklich in der Hinsicht typisch Kerl", seufzte sie.
"Da sag ich schon, du sollst die Klappe halten, und jetzt gibst du erst recht keine Ruhe....Süß", murmelte sie und biss sich auf die Unterlippe, als sie registrierte, dass sie dieses letzte Wort, dieses letzte eine Wort wirklich laut ausgesprochen hatte.

Er grinste nur breit, als er ihre Reaktion darauf sah. Als sie nun so in die Gegend starrte und anscheinend mit den Gedanken ganz wo anders war, machte er sich tatsächlich Gedanken darüber, ob sie ihn aushalten könnte. Doch sofort schüttelte er den Kopf um diese Gedanken wieder zu vertreiben, er wollte es nicht soweit kommen lassen, nicht noch einmal.
Dann riss Ketsumo die Augen auf und grinste breit. "So...so... ich bin.... also süß... dankeschön...." murmelte er, während sein Grinsen noch etwas breiter wurde. Anscheinend hatte er nun wirklich jemanden gefunden, der etwas länger mit ihm klarkommen würde, ja vielleicht würden sie sogar Freunde werden können. //Jetz übertreib nich, reis dich einfach zusammen// aber waren sie nicht schon fast so etwas wie Freunde? Sie hielt seine Hand und hatte ihm nun schon 2 mal einen Kuss auf die Wange gegeben und sogar einmal einen auf die Stirn, dann war sie auch noch auf ihm gelegen, wenn auch nur halb, aber er hatte ihre Düfte in sich aufnehmen können, und sie hatten ihm sehr gefallen. //Ob sie mich auch so gerochen hat?// schnell schüttelte er wieder seinen Kopf. //verdammt was denke ich denn da andauernd... Hat es nicht gereicht wie Tarmina dich fertig gemacht hat und es jetzt erneut versucht? Möchtest du unbedingt noch jemanden haben, der dich ausnutzt weil du denkst du hast gefühle für ihn?//
Ketsumo lächelte nun nur ein wenig schüchtern aber nachdenklich und sagte dann nur leise. "Mir wird..... nun aber... wirklich kühl... würdest du... bitte..... " mehr sagte er nciht, da er wieder von einem hustenanfall übermannt wurde und dann auch noch sehen wollte, was sie tat, würde sie sich wieder auf ihn legen, würde sie ihn einen kranken perversen schimpfen oder würde sie ihm einfach die Decke überwerfen, was er eigentlich wollte, aber nicht mehr hatte sagen können.

Der Gedanke tanzte nur kurz in ihrem Kopf herum, was zwischen dem ganzen anderen Chaos nichts Besonderes darstellte. Doch es brächte nicht viel, sich auf ihn zu legen. Sicher, nicht nur ihm würde warm werden, doch in dieser Position konnte sie unmöglich einschlafen. Also nahm sie die Decke, bereitete sie sanft bis unter seinen Hals aus und lächelte ihn hinreißend an.
"Du hast Recht, da schimpf ich über dich, weil du nicht still bist und am Ende bin ich schuld, weil ich dich mit Fragen bombardiere. Du ruhst dich jetzt ein paar Minuten aus, während ich mich duschen gehe, in Ordnung? Das hab ich denk ich nach drei Tagen jetzt verdient."
Sie stand auf, ging zur Tür und drückte gerade die Klinke nach unten, als ihr ein Gedanke kam - wobei sie die Röte in ihrem Gesicht diesmal etwas besser unterdrücken konnte, da sie nicht glaubte, dass er bei dieser Idee mitmachen würde -.
"Und dir würde eine Dusche sicher auch nicht schaden, oder? Ruh dich aus, dann sehen wir, ob du stark genug dafür bist und es ... aushältst, dann kann ich dir ja vielleicht helfen, da du ja in deinen Bewegungen noch ein wenig behindert sein wirst."
Anschließend entfleuchte sie still und heimlich in den Korridor, um eine Suchaktion nach dem Badezimmer zu starten. Sofern es hier eines gab.

Er war froh, als sie ihm die Decke übergeworfen hatte. Zwar hätte er auch nichts dagegen gehabt, wenn sie sich wieder an ihn gekuschelt hätte, doch er glaubte nicht, dass dies auf die Dauer bequem für sie beide gewesen wäre. Als sie dann duschen ging, lief er knallrot an. //Sie will mir helfen!?! Will sie mich etwa ausziehen und einseifen und ..... waschen???? Sie??? dass kann sie doch nicht wirklich gemeint haben oder etwas doch?// Der gedanke nahm langsam aber sicher in seinen gedanken Form an und es gefiel ihm sogar sehr gut.
//Naja eigentlich wäre eine Dusche nach diesen paar Wochen schon nicht schlecht, ich würde sicherlich auch ein wenig besser riechen und schließlich hilft sie mir ja auch dabei....// Nun spürte er es und erschrocken sah er, dass die Bettdecke sich leicht gehoben hatte. "Oh...oh..." brachte er heraus und versuchte so gut es ging an Sachen zu denken, welches so unattraktiv waren wie es nur ging. Die hässlichsten Penner der Stadt tauchten in seinen Gedanken auf und er hoffte, dass es reichen würde, bevor Shio zurückkam, denn dass brauchte sie nun wirklich nicht zu sehen. //Auch wenn sie es nachher sowieso sieht...// Sofort wurde die Decke wieder nach oben gehoben und er lief knallrot an, während immer mehr unattraktive versiffte Kerle einen weg in seine gedankengänge fanden.

Das Bad hatte Shio schon recht bald gefunden und freudig machte sie sich daran, eine angenehme, warme Dusche zu nehmen. Das war eine der Tätigkeiten, die sie als Frau peinlichst genau ernst nahm. Fast eine Stunde verbrachte sie unter der Dusche, achtete auf jeden Zentimeter ihrer Haut, schrubbte genauestens hier und da, bis alles perfekt war und sie mit von der Hitze des Wassers leicht geröteten Wangen aus der Kabine stieg. Es hingen sogar frische Handtücher da, also hatte sie keine Schwierigkeiten, sich abzutrocknen und wieder anzuziehen. Wechselwäsche hatte sie wenigstens noch mitnehmen können. Auf die bescheuerte Aufgabe mit dem Ziegenbart und dem Honigtopf gab sie für den Moment nicht, sie und ihr Begleiter hatten einen Unfall erleidet und mussten zur Heilung erst wieder aufgepäppelt werden, bevor sie weiterziehen konnten. Doch waren sie beide auf das vorbereitet, was zwischen den harmlos scheinenden Wänden von Shios Zuhause auf sie wartete? Oder besser gesagt: auf Ketsumo wartete? Jedenfalls ging sie frisch und aufgeweckt zurück ins Zimmer, wo der Patient noch immer lag.
"So, wie geht´s uns jetzt? Fühlst du dich fit für eine Dusche? Wenn dir dies und das peinlich ist, ich habe Badehosen gesehen, die dir passen könnten. So wäre es einfacher, dich zu waschen, ohne auf Hindernisse zu stoßen", grinste sie und damit blieb es Ketsumo überlassen, was mit peinlich genau oder Hindernissen gemeint war.

Irgendwann hatte der junge Teenager es dann doch geschafft seine Männlichkeit wieder unter Kontrolle zu bringen und das keine Minute zu früh, denn kurz bevor Shio reinkam, war wieder alles in Ordnung und er strich noch schnell die Bettdecke wieder glatt und hoffte, dass er wenigstens jetzt nicht gleich wieder aufstehen würde, wenn er sie nur sah.
Zu seinem Glück blieb alles da, wo es hingehörte und er sah nu, dass sie anscheinend wieder sauber war. "Gerne..... ich such.... dann schnell.... nach Badehosen... Zeigst du mir wohin?" Vorsichitg stieg er nun aus dem Bett und wollte am liebsten gleich wieder hinein, da es hier außerhalb so schrecklich kalt war. Zaghaft streifte er erst des öfteren ihre Hand, ehe er sie dann nahm, wie ein kleiner Junge, die Hand seiner mutter nahm, wenn er sich etwas neuem entgegenstellte, dass er nicht kannte. Zwar war diese Situation ein klein wenig anders, aber in gewisser weise, suchte er auch schutz bei ihr, und halt, den sie ihm geben konnte, dass wusste er. Mit ihr gemeinsam ging er nun Richtung Bad und fand bald darauf auch eine Badehose, welche er anzog.
Fertig damit ging er wieder zu ihr und sah sie nun erwartungsvoll an. "Nun gut.... jetzt denke ich musst du mir ein wenig helfen.... ich.... kann vielleicht.... schon wieder ein wenig besser reden..... und mich ein wenig bewegen.... aber ich glaube kaum, dass es dazu reicht mir..... meinen Rücken und so zu schrubben.... Vor allem müssen wir auf die Nähte achtgeben..... aber ich weis..... dass du vorsichtig bist.... nicht wahr?" damit lächelte er leicht und stellte sich in die Dusche hinein.

Shio setzte ein mordlüsternes Grinsen auf und knurrte: "Ich und vorsichtig? Jaaaa, aber klar doch hehe..."
Doch keine zehn Sekunden später hatte sie damit begonnen, seinen Rücken rasch und nach allen Regeln der Kunst einzuseifen und zu schrubben. Währenddessen legte sie meist etwas mehr Kraft als nötig hinein, um durch den Schwamm den Körper zu spüren, den sie da gerade säuberte. Ihre erste Einschätzung war nicht gerade eine schlechte, doch sie sagte nichts weiter sondern machte sich daran, auch den Rest seines sichtbaren Körpers zu waschen. Nach vielleicht einer viertelten Stunde entließ sie ihn aus ihren Fängen und beendete die Badsitzung mit einem: "So, jetzt aber ab mit dir, wieder ins Bett, sonst helf ich dir nach. Also los gehts!"
Es war logischerweise schlauer, ihr zu folgen und Shio wusste das. Also grinste sie siegessicher und machte sich bereit, ihm die Treppen hinab zu helfen.

Ketsumo genoss es sichtlich, dass sie ihn wusch. Auch wenn sie hin und wieder fester aufdrückte, als es eigentlich nötig gewesen wäre, so störte es ihn nicht. Als sie dann seine Haare wusch, kniff er fest die Augen zusammen und sah sie dann wie ein nasser Pudel an, den man einen Eimer wass über dem Kopf geleert hatte, als sie sagte, er sei nun fertig. Breit grinsend ging er nun vor sie hin und schüttelte seinen kopf wie ein nasser Hund. Wassertropfen flogen nur so umher und nun war er daran breit und siegessicher zu lächeln, ehe er sich Handtücher holte, sich eines davon um die Hüften schlung und dann seine Badehose wieder auszog und diese sauber und ordentlich aufhang.
Danach ging er zur Tür und hielt sie für Shio auf. "Ich glaube..... das Bad hat mir ganz... gut getan.... aber ich sollte mich wohl lieber noch etwas genesen lassen, ehe ich dann wirklich wieder auf eigenen.....beinen stehen kann. Danke, shio." damit lies er sie nach draußen gehen und ging dann so schnell er konnte wieder zurück in sein Bett, in das er sich auch sogleich legte. "Schön warm....." murmelte er nur leise und kuschelte sich in die weichen Kissen. "Wenn du schlafen willst sags nur.... ich bin es gewohnt auf dem Boden zu schlafen.....und dieser hier sieht bequemer...... aus als die Straße."

Shio hatte es jedesmal sichtlich genossen, wenn Ketsumo angedeutet hatte, wenn ihm die Behandlung von ihr gefiel. Es war ein gänzlich neues Gefühl für sie gewesen, etwas anderes als sich selbst zu pflegen und zu waschen. Gut, dass er ihr meistens den Rücken zuwandte, denn sonst hätte er ihr hochrotes Gesicht gesehen, wobei die Augen immer wieder mehr oder weniger unabsichtlich über seinen Körper wanderten. Der Hässlichste war er auf gar keinen Fall, zu dieser Ansicht musste sie sich nicht lange überwinden.
"Klar... du hast deine Ruhe verdient", nuschelte sie, als sie beide fertig waren und sie ihn nach unten ins Zimmer begleitete. Auch wenn sie mit den Gedanken gerade überall nur nicht hier war, achtete sie peinlich genau darauf, dass er sich nicht zu sehr anstrengte und sich nicht versehentlich verletzte. Als sie endlich beim Bett angekommen waren und er sich genießerisch hineinkuschelte, schlug er plötzlich vor, am Boden zu schlafen. Sie stemmte die Hände in die Hüften und setzte ein wütendes Gesicht auf.
"Jetzt hör mir mal gut zu! Ich hab mir jetzt die Mühe gemacht, dich zu duschen, zu waschen und zu pflegen und jetzt willst du dich auf den BODEN legen!? Das kannst du gleich mal vergessen, ich habe ja schon geschlafen und du hast die ganze Zeit auf MICH aufgepasst! Jetzt drehen wir den Spieß um, du wirst da liegen bleiben und den schönsten Erholungsschlaf aller Zeiten haben oder ich sorg dafür, dass du den Rest der Woche nur für die Toilette aufwachst, bevor ich dich wieder in die Träume schicke.... VERSTANDEN?!", rief sie wie ein militärischer Ausbilder, der keinen Widerspruch duldete. Ketsumo sollte das nicht als Möglichkeit auffassen "nicht verstanden" oder "verstanden" zu sagen. Denn dann würde sie eigenhändig dafür sorgen, dass er es verstand. Wobei sie schon lange nicht mehr in der Lage war, es über sich zu bringen, ihm ernsthaft wehzutun.
"Schlaf jetzt bitte, in Ordnung? Ich bleibe bei dir... versprochen", fügte sie dann mit sehr viel weicherer Stimme hinzu, setzte sich an die Bettkante und ergriff seine Hand. Und das ohne viel Versteckspielchen, sie tat es einfach, sonst überlegte er noch, ob es in Ordnung war oder nicht, ob Absicht oder nicht. Sie WOLLTE, dass er es für Absicht hielt.... denn nichts anderes war es.

Er riss die augen auf und setzte sich so schnell es ihm möglich war auf. "Jawohl Sir! Wie sie befehlen Sir!" sagte er grinsend. "Aber verzeihen sie bitte, dass ich nicht salutiere Sir!" Damit lies er sich mit einem breiten grinsen wieder in die Kissen sinken.
Als sie dann mit sanfter Stimme auf ihn einredete, wurde sein Lächeln auch weicher und seine Augen fielen fast schon von selbst zu. Als sie dann seine Hand ergriff, sah er sie erst überrascht an, doch dann merkte, er, dass es anscheinend Absicht war. Er streichelte kurz die Hand und dann schloss er mit einem Lächeln die augen. "Ich bin froh, dass du da bleibst.... bei mir..... und glaub mir, am Boden zu schlafen ist gar nicht so unbequem wie die meisten Leute denken..... naja, am Anfang schon aber wenn man dann den ein..... oder anderen Pappkarton findet und Gesellschaft von Ratten oder Pennern bekommt, ist es erstens nie wirklich langweilig und zweitens immer schön warm..... auch wenn es nicht so schön ist wie jetzt..." damit sah er sie grinsend an und drückte ihre hand noch einmal. "Ich werd denke ich nun schlafen, aber bleib du bitte wach, damit ich nicht mein Versprechen brechen muss... bis dann..... wenn ich dich wieder sehe.... hoffentlich hier in dem Bett.... an der Hand...." damit schloss er nun die Augen, drehte sich zu ihr hin, wenn auch unter schmerzen und schaffte es mehr oder weniger, einen Arm unter seinen Kopf zu bekommen. Dann wurden seine Atemzüge langsam aber sicher flacher und die Hand, verlor ihren sanften Druck und awr nun nur noch warm und etwas rau in der Hand von Shio.

Shio entspannte sich merklich, als Ketsumo die Augen geschlossen habe. Sie schmunzelte ein wenig und erwähnte noch: "Geht in Ordnung, Soldat... aber in Zukunft nenn mich nicht Sir... Madam, verstanden? Sonst zieh ich dir das Fell über die Ohren..."
Über ihre eigenen Worte nervös kichernd blieb sie nun also dort sitzen, mit Ketsumos Hand in der ihren und ihn stetig betrachtend. Er war wirklich seltsam... mal dies mal das, man konnte sich gar kein richtiges Bild von ihm machen. Bis auf die Tatsachen, die ihn zumindest in ihren Augen auszeichneten. Mutig, tollpatisch und liebevoll zu den Leuten, die ihm wohlgesonnen haben. Es musste eine Wohltat für ihn sein, jemanden kennenzulernen, der ihn nicht gleich nach ein paar Augenblicken verunstaltete. Wie konnte sie auch? Es gab schon seit er sich um sie gekümmert hatte, ja eigentlich das Leben gerettet hatte keinen Grund mehr, ihm in irgendeiner Weise wehzutun. Innerlich schwor sie sich, zu trainieren und zu verbessern, damit diese Schlampe von vorhin nicht mit einem harmlosen Kratzer davonkam. Nichts war gefährlicher als eine ehrgeizige Frau, wenn es um Männer ging. Ja, sie gestand, es ging um ihn. Zwar nicht so, wie ein Außenstehender das sehen würde, doch sie zählte ihn nun ingseheim bereits jetzt zu einem Freund, auf dem man sich verlassen konnte und der für einen da war. Und das reichte, um das ganze Ausmaß des weiblichen Zorns zu entfachen. Wäre sie geübt im Umgang mit Feuermagie gewesen, das Haus wäre nun abgebrannt, so eine enorme Wut auf dieses Flittchen mit dem Messer entbrannte in ihr. Ja, die nächste Begegnung würde anders ausgehen. Mit Wind konnte man so herrlich genaue Schnitte setzen und sie mit Eisklumpen füllen... Sie schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf Ketsumo, der endlich friedlich schlummerte. Als er ihr vorhin gesagt hatte, sie dürfe nicht einschlafen, da sie sonst den Sonnenuntergang verpassen würde, biss sie sich auf die Unterlippe und ihre Wangen färbten sich zartrosa. Er hatte ernst genommen, was sie ihn gebeten hatte! Er hielt sie also nicht für eine Verrückte, obwohl der junge Mann doch eigentlich keinen blassen Schimmer hatte, wieso GENAU ihr der Sonnenauf und -untergang so wichtig war.
"Du bist mir einer....hihi", grinste sie und plötzlich klopfte es an der Tür.
"Ja?", erlaubte sie dem Besucher, einzutreten und nahm nun doch kurz die Hand von der seinen. Es sollten ja keine falschen Eindrücke entstehen.
"Shio? Na, das wurde aber auch Zeit, dass ich dich wieder sehe", brummte eine alte, scheinbar gebrechliche Stimme und sie wirbelte nun mit dem Kopf herum, dass sie ihn sich verrenkte.
"G-großvater!? Wie kommst du denn hierher?", hauchte sie voller Schmerz und freudiger Überraschung zugleich, als sie den alten Mann in dem schwarzen Freizeitskimono erkannte. Der lächelnde, sicher an die 70 Jahre alte Herr ging zu ihr, berührte Shios Genick kurz mit der Hand und drückte es zielgenau in die richtige Richtung. Knackend sprangen die Wirbel wieder an ihren angestammten Platz und Shio seufzte erleichtert, ehe sie den alten Mann in die Arme schloss.
"Opa, endlich... ich hab dich vermisst!", schluchzte sie und dieser wiederum tätschelte lachend mit dem Ton eines typischen Großvaters ihren Hinterkopf.
"Ein gewisser Xerdes hat uns ausfindig gemacht und uns erzählt, dass du und ein... gewisser junger Mann bei ihm eine kleine Rast machen. Also bin ich schnell hierher, um euch abzuholen. Ist er das?", fragte er und nickte zu dem offenbar noch friedlich schlummernden Ketsumo.
"J-ja, das ist er... aber lassen wir ihn lieber noch schlafen, er hat es sich verdient..."
"Soso, verdient hat er es sich? So schwer verwundet und trotzdem konnte er..."
"N-NEIN, DAS MEINE ICH NICHT!!!", wehrte sich Shio sofort heftig und wurde sofort knallrot. Nicht sehr glaubwürdig in diesem Moment, doch ihr Opa schmunzelte nur. Er kannte seine Enkelin, zu so etwas war sie noch lange nicht bereit. Schade eigentlich, dabei wollte er vor seinem hundertsten Lebensjahr noch einen Ur-Enkel hochheben und ihm schwören, ihn in Karate zu unterrichten.
"Nur mit der Ruhe. Ich werde mit ihm reden, wenn er aufwacht und bleibe solange bei euch. Xerdes besorgt uns eine Mitfahrgelegenheit, ich musste zu Fuß hierher..."
"Und... die ganzen Banden, die ...", hob Shio an, doch anhand des Veteranengrinsens wusste sie die Antwort bereits vorher.
"Nette junge Leute.... zuerst fragen sie, ob man ein Problem hat und dann kommen sie zu siebt, um sich um mich zu kümmern. Da kann man doch nur dankbar sein und ihnen den Weg nach Hause zeigen, so jung und offenbar verirrt, was haben sie sonst da zu suchen anstatt an den Brüsten ihrer Mütter", erwiderte Kentaro mit der Würde eines alten Kaisers, um Shio sofort prüfend anzuschauen. Sie erstarrte, da sie wusste, was jetzt kam.
"Wo ist der Bart? Ich erwarte einen vor Honig triefenden Ziegenbart und sehe dich hier mit einem jungen Kerl in der Hand. Das ist zwar fast noch besser, aber trotzdem.... ah, ich verstehe... das sind Zwanzig um den Teich, Shio. Zwanzigtausend Runden, haben wir uns verstanden?"
Shio fragte gar nicht erst, woher er wusste, dass sie Ketsumos Hand gehalten hatte. Kentaro hatte dieses unglaubliche Talent, Dinge zu vermuten, die auch wirklich zutrafen. Sie nahm die Strafe seufzend nickend, aber gern auf sich, immerhin war es trotz des Unfalls ihre Schuld gewesen, dass sie ihre Mission nicht hatte erledigen können.